Freitag, 27. September 2013

Von Bekannten, Freunden und der Familie

Wie jeder WG-Mitbewohner so hat natürlich auch jede Romanfigur ihr persönliches Umfeld. Es gibt Familienmitglieder, Freunde, Bekannte und wen man sonst noch so kennenlernt, im Laufe eines Daseins. Lebenspartner sind beim Einzug eher selten. Schließlich geht es in Frauenromanen sehr oft um das Finden desselben und in einer Wohngemeinschaft darum, nicht allein wohnen zu müssen, weil man keinen Partner hat. Mit dem Problem Beziehung müssen wir uns also meistens erst in einer späteren Phase beschäftigen.
Den Rest jedoch bringen sie alle irgendwie mit, WG-Mitbewohner wie Protagonisten, Haupt- wie Nebenfiguren. Zu Beginn des Kennenlernens habe ich noch keine Ahnung, was da auf mich zukommt. Da ist nur die eine, neu eingezogene Person wichtig. Doch wenn man die dann mal ein bißchen näher kennt, kommen zwangsläufig auch mal Freunde oder Verwandte zu Besuch. Und da kann man sich nicht, wie in einer echten WG in sein Zimmer verziehen und die Tür hinter sich zumachen.
Nein, die Freunde und Verwandten muss ich als Schriftstellerin auch näher kennenlernen. Und ich muss auch nach denen fragen, die nicht persönlich vorbeikommen, die es aber trotzdem gibt. Was das Schreiben angeht, bedeutet das, dass sich einige Figuren aus dem Umfeld der Hauptfigur sozusagen von allein ergeben, also durch die Geschichte begründet sind. Andere wiederum lerne ich nicht so unmittelbar kennen, sie drängen sich nicht auf. Können aber für die Geschichte trotzdem interessant und hilfreich sein.
Da kann so eine Schwester, Freundin oder Arbeitskollegin, die für den Fortgang der Geschichte keinerlei Bedeutung hat, schon mal als Beraterin fungieren und der Figur die Möglichkeit geben, ihr Handeln zu reflektieren. Was mir als Schriftstellerin wiederum die Möglichkeit gibt, das Innere meiner Protagonistin nach außen zu kehren.
Bei Emma aus „Verliebt und zugenäht“ erfüllte diese Funktion ihre Oma, die ihr immer mit Rat und Tat zur Seite stand, am Fortgang der Handlung jedoch keinen unmittelbaren Anteil hatte. Dennoch fiel mir irgendwann auf, dass man als Leser vielleicht trotzdem etwas mehr über diese Großmutter erfahren möchte. Also musste erst einmal ich sie näher kennenlernen, um mein Wissen in die Geschichte einbauen zu können. Bei Emmas Oma hat sich das wirklich gelohnt, denn sie ist vermutlich die eigenwilligste Figur, die ich in meiner fiktionalen Wohngemeinschaft bisher hatte...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen