Freitag, 11. Oktober 2013

Von den Guten und den Bösen

In einer realen Wohngemeinschaft kann man darauf achten, dass nur Menschen einziehen, die einem zumindest sympathisch sind. Ganz hat man das natürlich nicht immer im Griff, denn so mancher Mitbewohner zeigt frühestens nach dem Einzug sein wahres Gesicht. Wie sozial oder ordentlich jemand ist, kann man eben erst einschätzen, wenn man wirklich zusammenwohnt.
In der fiktionalen WG ist das etwas anders. Hier muss ich auch Figuren aufnehmen, die mir nicht unbedingt sympathisch sind. Ein Roman besteht schließlich nicht nur aus angenehmen Zeitgenossen. Im Gegenteil: Es muss auch Widersacher geben. Ohne sie wäre jeder Roman vermutlich nur halb so schön, wenn überhaupt...
Mit den unsympathischen Protagonisten kann ich nur deshalb so harmonisch zusammenleben, weil sie nicht echt sind. Ich weiß, dass ich sie brauche, um der Geschichte mehr Spannung zu verleihen. Aber wenn sie mich zu sehr ärgern oder beeinträchtigen, kann ich entweder den Kontakt ganz abbrechen oder sogar ihr Verhalten einfach ändern. Ohne Probleme. In einer echten WG muss man sich manchmal auch mit den nervenden Mitbewohnern ewig herumschlagen.
Tatsächlich ist es mir schon passiert, dass ich mir eine Freundin wie Alma aus „Dann gute Nacht, Marie“ oder einen Mann wie Willi aus „Verliebt und zugenäht“ auch in der Realität gewünscht hätte. Was natürlich ein recht absurder Wunsch ist, denn ich habe sie mir ja nur ausgedacht. Einer Frau wie Emmas Chefin dagegen würde ich nicht einmal im Traum begegnen wollen. Zum Glück ist sie nur erfunden. Und das bleibt sie hoffentlich auch.
Es gibt also Figuren, die glücklicherweise nicht echt und Figuren, die es leider nicht sind. Realität werden sie alle nie werden, außer vielleicht, wenn sie gut gelungen sind, in den Köpfen der Leser...

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