Freitag, 4. Oktober 2013

Von der bunten Mischung und ihren Vorteilen

Verschiedene Mitbewohner bedeuten unterschiedliche Lebensumstände – das ist auch in der fiktionalen Wohngemeinschaft so. In der Realität hat man es als WG-Bewohner unter Umständen mit Spül- oder Putzmuffeln, Partyhengsten oder Krachmachern zu tun. Man muss den Dreck oder die Unordnung der anderen ertragen oder gegebenenfalls sogar wegräumen, die laute Stereoanlage eventuell ignorieren und zahlreiche Gäste tolerieren. Andere Mitbewohner dagegen putzen schon mal deutlich mehr als man selber (habe ich erlebt) oder kochen gerne mal für die anderen mit. Das Zusammenleben in einer Wohngemeinschaft kann sich demnach höchst unterschiedlich gestalten.
So ist es auch mit den fiktionalen Mitbewohnern. Auch mit ihnen erlebe ich ganz verschiedene Arten des Miteinanders. Manche machen Probleme, manche nicht. Alma zum Beispiel, Maries beste Freundin in „Dann gute Nacht, Marie“, zog ein und war von diesem Zeitpunkt an eine erstaunlich unkomplizierte Mitbewohnerin. Ihr Beruf war schnell klar und passte auch gut zu ihrer Art. Alles stimmte von Anfang an und wurde nicht ein einziges Mal in Frage gestellt. Im Gegenteil, je näher ich Alma kennenlernte desto mehr verstand ich, dass sie nur so sein konnte wie sie war. Treffer!
Schwieriger war es mit Maries Eltern, die im Laufe des Schreibens eine enorme Wandlung erlebten. Die ließen sich nicht so einfach abspeisen mit einer kurzen Konzeptionsphase. Nein, die beiden trommelten sozusagen nächtelang an die Wand zu meinem Zimmer und wollten keine Ruhe geben. Zu Beginn noch ziemlich unsympathisch, geradezu gefühlskalt wurden sie nach und nach immer menschlicher. Das war wohl auch das Ziel ihres Trommelns gewesen. Wer will schon in einem Frauenroman negativ dargestellt werden. Und mir wurde dabei klar, dass Maries Problem bei ihr und nicht bei ihren Eltern lag.
So lassen einen manche Figuren manchmal nächtelang nicht schlafen, weil man ahnt, dass an ihnen noch eine ganze Weile gearbeitet werden muss. Und andere ziehen ein und sind schon von diesem Zeitpunkt an mehr Unterstützung als Last. Unkompliziert fügen sie sich in das WG-Leben ein, machen kaum Arbeit und tragen wie selbstverstädlich ihren Teil dazu bei, dass der Alltag gemeistert wird. Allerdings wäre es ohne die anderen ja auch irgendwie langweilig, Schriftsteller zu sein. Freuen wir uns also über die bunte Mischung an Mitbewohnern, die uns bei jedem Roman wieder auf Trab bringt und oft für eine Überraschung gut ist!

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