Dienstag, 29. Oktober 2013

Von diesen oder jenen Eigenschaften

Genau wie für die Erfüllung verschiedenster Träume sind die Romanfiguren in der fiktionalen Wohngemeinschaft auch für so manche Charaktereigenschaft eine prima Spielwiese. Bestimmte Eigenschaften, die ich als Schriftstellerin nicht habe, aber vielleicht gerne hätte, kann ich meinen Protagonisten zuschreiben. So habe ich wenigstens ein bißchen was davon, wenn auch nur indirekt.
Erscheint es am Anfang einer Autorentätigkeit reizvoller, die Figuren an eigene Vorstellungen anzulehnen, so entdeckt man bald, dass das Gegenteil eigentlich mehr Spaß macht. „Wie reagiert eine Person, die ganz anders ist als ich?“ Das ist die viel spannendere Frage als „Wie würde ich reagieren?“. Allerdings macht die Beantwortung natürlich auch erheblich mehr Arbeit. Was ich sonst aus meinem eigenen Erfahrungsschatz hätte nehmen können, muss ich mir nun erschließen, erfragen oder anlesen.
Dabei lerne ich nicht nur einiges über mich, sondern auch so manches über die Menschen im Allgemeinen. Und das wiederum kann ich in meinem eigenen realen Leben eventuell einmal einsetzen oder gebrauchen. Vielleicht merke ich dabei, dass eine vor mir bisher angestrebte Eigenschaft gar nicht so erstrebenswert ist wie ich immer glaubte. Vielleicht erfahre ich aber auch das Gegenteil.
Romanfiguren zeigen mir also nicht nur durch ihr Verhalten und ihre Aktionen neue Wege, sondern auch durch die Eigenschaften, die ich ihnen zuschreibe oder auch nicht. Sie können zu Versuchskaninchen werden, die sich im Laufe eines Romans manchmal mehr entwickeln als so mancher reale Mensch in seinem ganzen Leben. Und dadurch können sie mir und auch dem Leser einige Möglichkeiten der Entwicklung näher bringen, die uns ansonsten vielleicht gar nicht begegnet wären.
Emmas romantische und verträumte Art in „Verliebt und zugenäht!“ bekommt im Laufe des Romans einige Dämpfer, und die Filmwelt erweist sich als durchaus viel weniger perfekt als zunächst gedacht. Doch Emmas Idealismus und ihr Glaube an ein filmreifes Happy End wird schließlich belohnt und könnte uns durchaus darin bestärken, unsere Träume und Ziele nicht vorschnell über Bord zu werfen...

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