Donnerstag, 30. Januar 2014

Von Männern und Medien (Teil II)

Weiterhin im Interview: Alma Pauli, 38 Jahre, Lokalredakteurin aus München und Nebenfigur des Romans „Dann gute Nacht, Marie!“ (Teil I des Interviews gestern)

Könnte es dann vielleicht sein, dass Sie bei der Arbeit nicht unbedingt mit dem Kopf bei der Männersuche sind und Ihnen deshalb die geeigneten gar nicht auffallen?

Das kann schon sein. Sie können mir aber auch nicht erzählen, dass ich in achtunddreißig Jahren Leben ständig an den richtigen Männern vorbeigelaufen bin und sie vor lauter Arbeit nur nicht bemerkt habe. Mein Leben ist eben mehr vom Job als von der Liebe geprägt. Ist das denn so ungewöhnlich? Ich fühle mich ganz gut damit.

Und es fehlt Ihnen nie etwas?

Selten. Aber da möchte ich jetzt auch nicht näher drauf eingehen.

Kein Problem. Dann kommen wir zu einem anderen Thema. Welche Eigenschaften stören Sie bei anderen Menschen am meisten?

Dummheit und Ungerechtigkeit. Das sind auch die Gründe, warum ich Journalistin geworden bin. Ich wollte Menschen ausführlich informieren und Mißstände konsequent aufdecken. Wenn ich manchmal mitbekomme, was Menschen aus Unwissenheit oder Feigheit mit sich machen lassen, könnte ich die Wände hochgehen.

Kommen Sie da nicht auch immer wieder an Ihre Grenzen?

Natürlich hat sich der Journalimus in den letzten Jahren sehr verändert. Schnelligkeit ist wichtiger geworden als fundierte Sachkenntnis. Dazu hat das Internet sicher auch einiges beigetragen. Heutzutage kann dort jeder öffentlich seine Meinung äußern, was früher den Prominenten und uns Journalisten vorbehalten war. Das mit dem „ausführlichen“ Informieren ist sehr schwer geworden. Was sicher auch daran liegt, dass die Leser durch die Schnelllebigkeit unserer Zeit gar nicht mehr so viel lesen wollen. Alles muss kurz und knapp auf den Punkt gebracht werden. Sonst springt das Publikum heute sofort ab.

Und darunter leiden Sie?

So kann man das eigentlich nicht sagen. Leiden ist nicht gerade meine Lieblingsbeschäftigung. Das ist mir zu passiv. Ich bin mehr eine Frau der Tat, versuche also das Beste aus der Situation zu machen.

Und wie sieht das in Ihrem Fall aus?

Nun, zunächst mal habe ich es mir durch die Wahl meines Arbeitsplatzes so angenehm wie möglich gemacht. Die „Süddeutsche Zeitung“ gehört im Vergleich zu anderen ja immerhin noch zu den Blättern, die weiterhin Wert auf möglichst ausführliche und gut recherchierte Artikel legen. Nie könnte ich zum Beispiel bei der „Bild“ arbeiten. Das wäre mit meinem Berufsethos nicht zu vereinbaren. Natürlich kämpft auch unsere Redaktion immer wieder mit den Problemen der Zeit. Aber wir versuchen, trotz zunehmend schwieriger Bedingungen einen guten Job zu machen.

Fortsetzung folgt...

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