Donnerstag, 1. Oktober 2015

Aus dem Leben eines Schreibenichts (6)

Schreiben oder nicht schreiben – das ist hier die Frage! Zumindest so lange man als Schriftsteller noch nicht an einem neuen Projekt arbeitet. Ideen hat man immer wieder, auch in Zeiten des Nicht-Schreibens. Doch diese Ideen in die Tat umzusetzen, kostet dann doch einiges an Überwindung, so komisch das auch klingen mag.
Je länger die Phase des Nicht-Schreibens dauert, desto höher wird die Hemmschwelle, wieder anzufangen. Zu viele Wenns und Abers stehen im Raum, bevor man tatsächlich etwas Neues in Angriff nehmen kann. Da ist zunächst einmal die Angst, dass man das Schreiben durch mangelndes Training irgendwie verlernt hat. Und falls das nicht der Fall ist, dass man es zumindest erst wieder üben muss, bis man die alte Form erreicht hat.
Vermutlich sind nicht alle Schriftsteller so ungeduldig wie ich. Aber ich würde am liebsten alles immer sofort genauso aufschreiben wie es dann im Endeffekt auch bleiben soll. Fingerübungen und Tonleitern vor der Aufführung einer Symphonie scheinen da nur aufzuhalten. Was die Hemmschwelle zu Beginn eines neuen Projektes nicht gerade verkleinert. Im Gegenteil.
Das eine ist also die Angst vor der fehlenden Funktionsfähigkeit des Handwerks, das andere die vor der mangelnden Tragfähigkeit des Stoffes. Wenn ich wieder anfange zu schreiben – und sei es auch nur ein Exposé -, kann es passieren, dass ich früher oder später merke, dass meine Idee nicht so funktioniert wie ich dachte. Oder vielleicht stellt sich heraus, dass die Geschichte zu wenig umfangreich für einen ganzen Roman oder etwas Entsprechendes ist.
Bevor mir das passiert, schiebe ich den Beginn des Schreibens und damit die Erkenntnis, dass das nicht so klappt wie erhofft, lieber noch ein wenig vor mir her. Und denke noch ein paar Tage drüber nach. Allerdings habe ich dann auch erst mal nicht das Erfolgserlebnis, dass es eben doch so funktioniert wie erwartet. Und eventuell sogar noch besser.
Deshalb überwinde ich immer wieder die Hemmschwelle vom Nicht-Schreiben zum Schreiben. Und in den meisten Fällen sogar mit Erfolg…

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